Was ist Pferdegestützte Therapie?

In der Pferdegestützten Therapie bieten wir Erlebnisräume an, in denen der Mensch sich mit seinen Ressourcen positiv erfahren kann. Dadurch werden Entwicklungsschritte möglich und die eigenen Grenzen erweitern sich.

Das Pferd, Herden- und Fluchttier zugleich, weckt Eigeninitiative und berührt uns. Der Gewinn an Selbstvertrauen, Kommunikations- und Handlungsfähigkeit kann sich auf den Alltag auswirken.

Das Pferd steht als Mittler im Zentrum. Mit seiner klaren und unvoreingenommenen Art nimmt es Kontakt auf. Sein stolzes und zugleich sensibles Wesen berührt das Gegenüber. Mit der Möglichkeit, jemanden auf seinem Rücken zu tragen, bietet es gleichzeitig Bewegung und Ruhe an.

 

Eine Therapieeinheit gestaltet sich in verschiedene Phasen:

1. Pferde beobachten

Beim Beobachten der Pferde im Herdenverband können verschiedene Wesenszüge und das Sozialverhalten dieser Tiere gut erkannt werden.

Aus sicherer Distanz lernen wir die Tiere und ihre Art der Kommunikation verstehen.

Oft erkennen wir dabei Parallelen zu uns Menschen.

Wir nehmen das Pferd als eigenständiges Lebewesen wahr. Dies stärkt die Achtung ihm gegenüber. 

2. Begrüssen des Pferdes

Die Begrüssung ist die erste Kontaktaufnahme zwischen Mensch und Pferd.

Das Pferd ist unvoreingenommen und ermöglicht uns ein wertfreies und respektvolles aufeinander Zugehen.

Dadurch werden neue Formen des Miteinanders gefunden.

3. Pflegen und Vorbereiten

Beim Pflegen und Vorbereiten der Pferde lernen wir seine Vorlieben und Eigenarten kennen. Wir entdecken seinen und unseren Körper.

Die Berührung des warmen Pferdekörpers dringt bis in unser Innerstes. Dabei werden wir mutig und bauen Ängste ab.

Die wiederkehrenden Abläufe ermöglichen eigenständiges und selbstbewusstes Handeln.

4. Pferd führen

Führen heisst, dem Pferd den Weg zeigen – Verantwortung übernehmen.

Mit Hilfe der Körpersprache lernen wir, mit unserem Pferd zu kommunizieren.

Das Pferd spiegelt unsere Unklarheit sofort, indem es selbst die Führung übernimmt.

Nimmt uns das Pferd als ruhigen und klaren Führer war, entsteht eine Partnerschaft, die auf gegenseitigem Vertrauen aufbaut.

5. Reiten

Reiten heisst: Oben sein, sich tragen und bewegen lassen, das Gleichgewicht finden und Rhythmus erleben.

Spielerische Übungen auf dem Pferd erfordern Mut und helfen, koordinative Fähigkeiten zu entwickeln.

Mit unserem Partner Pferd erleben wir die Natur. Gemeinsam meistern wir Herausforderungen.

6. Pferd belohnen und verabschieden

Beim Belohnen und Verabschieden der Pferde schliessen wir das gemeinsame Erlebnis ab.

Wichtig ist, dass wir uns dafür genügend Zeit lassen. Wir können das Pferd streicheln, mit Futter belohnen und dann zu seiner Herde zurückführen.

Im Ausklang können die Erfahrungen noch besprochen werden.

7. Hofarbeiten

Anfallende Hofarbeiten gehören zu einem verantwortungsvollen und ganzheitlichen Umgang mit Pferden.

In dem vielfältigen Handlungsraum können Abläufe geübt und Fertigkeiten trainiert werden.

Die Sinnhaftigkeit der Arbeit ist motivierend.

 

Wo und wie wird Pferdegestützte Therapie angeboten

Die Pferdegestützte Therapie wird in verschiedenen Betriebsformen angeboten. So gibt es den klassischen Therapiehof, auf dem die Pferde in erster Linie in der Hippotherapie und/oder Pferdegestützten Therapie eingesetzt werden. Meist ist die Therapeutin zugleich Besitzerin der Tiere.

Institutionen für Menschen mit Behinderung haben zuweilen auch ein Angebot für ihre Klienten. Infrastruktur und Pferde gehören dann in der Regel dem Betrieb und die Therapeutin ist angestellt. Das Angebot ist dann auf die Bedürfnisse der jeweiligen Bewohner abgestimmt.

Hat eine Therapeutin nur wenige Pferde, sind diese eventuell in einem Pensionsstall eingestellt. Der Besitzer bestimmt in der Regel die Haltungsform und andere Pensionäre sind ebenfalls auf dem Betrieb. Dies kann zu positiven Berührungspunkten führen.

Vermehrt ergänzen konventionelle Reitställe ihr Angebot mit Pferdegestützter Therapie. Die vorhandene Infrastruktur kann so genutzt werden und die Pferde erfüllen verschiedene Aufgaben.

Was zeichnet einen guten Therapiehof aus?

Vorzugsweise werden Pferde im Offenstall gehalten. Dies kommt ihrem Herdentrieb und der Bewegungsfreude entgegen. Regelmässiger Sozialkontakt muss gewährleistet sein. Die Arbeit als Therapiepferd stellt körperlich wie auch mental hohe Anforderungen an das Tier. Daher sind Ausgleichangebote wie Ausreiten, Fahren, lösende Übungen im Sattel oder vom Boden aus sowie Weidegang ein Muss. Auch sollte der Einsatz eines Therapiepferdes seiner Ausbildung und seinem Alter angepasst werden. Ein gesundes und motiviertes Pferd wird auch noch nach Jahren neugierig und kooperativ seine Arbeit leisten. Fachpersonen mit einer fundierten Zusatzausbildung in Pferdegestützter Therapie gelingt es, die Bedürfnisse der Pferde und der Menschen in für beide Seiten gewinnbringende Art und Weise zu vereinen.

Finanzierung

Als therapeutisch-pädagogische Massnahme ist die Pferdegestützte Therapie nicht in der Grundversicherung der Krankenkasse enthalten. Einige Kassen zahlen über eine Zusatzversicherung für alternative Heilmethoden einen Teil der Kosten. Dies bedingt allerdings meistens, dass die Therapeutin eine EMR-Anerkennung hat (Erfahrungsmedizinisches Register). Schulen und Institutionen haben manchmal einen eigenen Fonds für solche Aktivitäten. Auch Anfragen bei Stiftungen wie Denk an Mich, Stiftung Cerebral, Pro Infirmis oder ähnlichen können erfolgreich sein. Ansonsten muss die Therapie aus privaten Mitteln bezahlt werden.